Kunsthandwerk aus Guatemala fair gehandelt
Informationen zu unseren Importen aus Guatemala
Aus diesem von der alten Maya-Kultur geprägten Land in Zentralamerika beziehen wir seit 1994 im fairen Handel unter anderem Jonglierbälle, Sorgenpüppchen, Geldbeutel, Haarbänder und Webschals oder Glasperlenschmuck.
Corona- und weitere Hilfen von A la Siesta für Guatemala
Während der Corona-Pandemie konnten wir vielen Menschen in Guatemala mit mehreren Spenden helfen und haben dies inzwischen als Dauerprojekt aufgebaut, um unseren älteren Produzenten, die als Landarbeiter mit Teilzeittätigkeiten als Kunsthandwerker oder unseren früher hauptamtlichen Kunsthandwerkern hier und da einen Zuschuss zu ihren Lebenskosten zu geben, da sie meist keine oder sehr geringe staatliche Renten erhalten:
In unserem Ladengeschäft in Wismar verkaufen wir bunte, handgestrickte Wollsocken in allen Größen, sogar auf Bestellung in Schuhgröße 49! Nach Abzug der Kosten für eine gute Qualitäts-Sockenwolle wird der komplette anschließende Erlös gesammelt, noch einmal von uns aufgestockt und mindestens einmal jährlich an unsere Einkaufsagentin in Guatemala gesendet. Sie verteilt diese Gelder wiederum auf eigene Fahrt- und Organisationskosten an Familien und ältere Menschen, die aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht (mehr) arbeiten können. Kaum mehr kann von einer Spende direkt bei den Menschen ankommen, der komplette Betrag wird direkt ausgezahlt. Gerne können Sie sich mit einer eigenen Spende an diesem Projekt beteiligen! Stricken Sie mit, schreiben Sie uns oder senden Sie einige Euros auf das Konto Nr. DE10500310001024456001 - mit dem Betreff "Guatemala-Spende". Wir freuen uns auch besonders, wenn sich unsere Weltladen-Kunden entschließen, dieses Projekt in ihre Jahresspenden einzubeziehen.
Situation im Land
Guatemala wurde im Laufe unserer vielen Importjahre immer wieder von politischen Unruhen und schweren Unwettern geplagt. So mussten viele Dörfer mehrfach nach Umweltkatastrophen wieder aufgebaut werden, kleine Familienunternehmen oft wieder von vorne beginnen. Die Menschen verzagten nicht, begannen wieder von vorne und freuten sich immer über Aufträge, um weiter investieren und Infrastrukturen aufbauen zu können.
„Unserer“ ersten Generation der kleinen Familienbetriebe war bereits in den 90er Jahren sehr bewusst, wie wichtig eine gute Schulbildung für ihre Kinder ist. Sie sparten sich jeden Quetzal (die guatemaltekische Währung) vom Mund ab, schickten ihre Kinder auf gute Schulen und ermöglichten ihnen nach dem Aufbau ihrer kleinen und auch größer gewordenen Firmen, den Besuch einer Universität, möglichst sogar im Ausland. Unser Beitrag dazu ist noch immer, sie so oft wie möglich mit Aufträgen zu versorgen, damit auch die jungen Generationen dies wieder für ihre Kinder finanzieren können. Dazu trug Anfang der 2000er auch ein Boom der guatemaltekischen Jonglierbälle bei, die wir containerweise nach Deutschland importierten. Inzwischen arbeiten wir nach 30 Jahren sehr erfolgreich bereits meist mit der gut gebildeten, nächsten Generation von Handwerkern und auch Mitarbeitern unserer Einkaufsagentur.
Nach der Corona-Pandemie, die das Land schwer getroffen hat, sind nun viele unserer jüngeren, gut angelernten Kunsthandwerker in die USA und andere wirtschaftlich besser gestellte Länder ausgewandert. Dies führt in vielen Bereichen dazu, dass wir um Jahre bis Jahrzehnte im Produktionsfluß zurück geworfen worden sind. Einige Artikel wie unsere Regenbogen-Spiralbälle wurden monatelang überhaupt nicht hergestellt, da die Fertigung nicht ganz einfach ist und auch das Material nicht in allen Farben immer zur Verfügung steht. Wir arbeiten daran, hier wieder die früheren Routinen mit teilweise ganz neuen Familien zu erreichen, inzwischen bekommen wir zumindest die Waren wieder, wir müssen bei der Qualität aber immer noch kleine Abstriche machen. Noch nie hat ein Lehrling in kürzester Zeit die Routine eines Meisters erreicht!
im Jahr 2023 wurde nach Jahrzehnten wieder ein demokratischer Kandidat zum Präsidenten des Landes gewählt.
Soziale Absicherung
Im Laufe der letzten 3 Jahrzehnte haben deutschsprachige Einwanderer die guatemaltekische Regierung nicht nur von Recyling der gebrauchten Kunststoffe oder von Nürnberger Würstchen, sondern auch von europäischen Sozialsystemen überzeugt. Diese werden seit einigen Jahren mehr und mehr auch in Guatemala angewandt. Vor wenigen Jahren wurde eine Krankenversicherung, auch mit abgesicherten Mutterschutzzeiten nach deutschem Vorbild eingeführt. Diese wird von den Arbeitgebern bezahlt - und erhöht logischerweise damit unsere Einkaufspreise. Es profitieren meist die Angestellten von Betrieben wie Speditionen usw. Unser Hutmacher, von dem die Strohhüte "Riverboat" und "San Antonio" stammen, sichert seine Angestellten in seinem kleinen Betrieb ebenfalls ab. Landarbeiter, Handwerker und Heimwerker sind noch nicht komplett integriert. Ein Rentensystem, das die ganze Bevölkerung integrieren würde, ist bisher nicht vorhanden. So helfen wir hier unseren Produzenten in Notlagen. Dies geschieht ohne Verwaltungskosten auf direktem Wege. Gerne können Sie sich hier auch mit Spenden beteiligen, wie Sie im oberen Abschnitte sehen können.
So leben Kinder in den Betrieben ihrer Eltern
Bis zur Pandemie war das Leben hier ziemlich in Ordnung: Die Mädchen und Jungen lernten z. B. Häkeln, Stricken und Nähen von ihren Familien und wurden in die Arbeit am Nachmittag zwischen Hausaufgaben, Hausarbeit und Handwerkskunst einbezogen. Manchmal zählten sie Häkelbälle in Tüten, befüllten Säckchen mit fertigen Sorgenpüppchen oder mehrere Jungs zogen eine Karre mit fertigen Waren zur Spedition. Es handelte sich um kleine Aufgaben, wie sie Kinder in Deutschland ebenfalls von ihren Eltern bekommen. Während der Pandemie wurde das Land zurück geworfen. Viele Eltern, die erkrankt waren, schickten ihre Kinder, um Jobs zu finden, die das Überleben der Familie sichern sollte. Wer arbeitet, kann nicht mehr zur Schule gehen..., die Schuluniform und die meisten Schulen in Guatemala müssen privat bezahlt werden, so war klar, wo die Prioritäten lagen. Wir können hier und da mit unseren Spenden helfen. Die Pandemie hat viele Waisen hinterlassen, viele kleine Betriebe sind leider ruiniert. So erklärt sich auch die große Welle der Auswanderungen in die USA und andere, wirtschaftlich besser gestellte Länder.
Kunsthandwerk aus Guatemala bei A la Siesta
Verschiedene Webtechniken und Designs sind typisch für das Land, ebenso wie die sehr bunten Farben, die verwendet und kombiniert werden. Die gefärbten Garne werden meist von mehreren Dorfbewohnern gemeinsam eingekauft, um möglichst geringe Einkaufspreise zu erzielen.
Die Webwaren werden von verschiedenen Hersteller-Familien in kleinen Dörfern rund um den Ort Chichicastenango hergestellt und oft auf dem dortigen bunten Zentralmarkt verkauft, der für alle Handwerker, die in Bergdörfern wohnen, essentiell ist (und während der Pandemie natürlich auch nicht stattfinden konnte). Unsere Einkäuferin bestellt unsere Artikel direkt von den Familien, die sie dann entweder zu diesem Markt bringen, wo sie abgeholt werden oder direkt in ihr Büro zur Qualitätskontrolle und Versand gebracht werden.
Der weitere Teil unserer Textil-, Glasperlen und anderen Artikel wird in kleinen Dörfern rund um den Atitlan-See, einem großen Vulkansee in Guatemala, gefertigt und mit Booten zu einem weiteren Markt gebracht. Das Rohmaterial für unsere Strohhüte stammt von den Palmen der guatemaltekischen Pazifik-Küste, wird von dort in ein Bergdorf zum Trocknen und Flechten gebracht und schließlich in der Produktionsstätte am Atitlansee zu langen Strohbändern und schließlich zu Hüten verarbeitet.
Ortsnamen sind Artikelnamen
In Guatemala werden lange Ortsnamen wie „Quetzaltenago“, "Chichicastenango" o. ä. umgangssprachlich auf das halbe Wort abgekürzt, so dass diese dann "Quetzal" oder "Chichi" genannt werden. Die meisten Namen unserer Guatemala-Artikel lehnen sich an diese Ortsnamen an.
Durch die Herstellung von Textilien haben viele der Ureinwohner Guatemalas einen Zusatz- manche sogar ihren Hauptverdienst und können in ihren Dörfern bleiben, d.h sie sind nicht gezwungen, in die Städte zu ziehen, um dort einer Arbeit nachzugehen. Ihre Jahrhunderte alte Tradition gibt ihnen somit die Grundlage für ein ordentliches Auskommen und für die Ausbildung ihrer Kinder. Und wir freuen uns, wenn das Gleichgewicht wieder hergestellt werden kann.